Tropf, tropf, tropf

Von: larissa, Alter: 14

"Warum könnt ihr nie zu Hause sein?", fragte Samira beleidigt. Ständig waren ihre Eltern unterwegs: Entweder sie waren auf einer wichtigen Geschäftsreise, oder es standt mal wieder ein besonderes Meeting an. Samira war zwar schon 12, und hatte keine Angst mehr, die Nächte alleine in ihrem großen Haus zu verbringen, doch fand sie es schade, dass sie ihre Eltern fast nie zu Gesicht bekam. "Du hast doch Schnuffel!", versuchte ihre Mutter Samira zu beruhigen. "Ja schon, aber.." Ihre Mum griff zur großen Reisetasche und küsste ihre Tochter auf die Stirn. Ich muss jetzt los, mein Taxi wartet! Tschüss, bis Montag!" Samira verdrehte die Augen. "Ok", meinte sie und gestandt sich innerlich ein, dass sie ihre Eltern, wohl nie am Wochenende sehen würde. Als ihre Mutter aus der Tür war, ging sie in ihr Zimmer, legte sich auf ihr Bett und las in ihrem aller neusten Grusel-Buch: "Der Killer in meinem Haus". Beim lesen bemerkte sie gar nicht, wie spät es mittlerweile war, und als sie das Buch endlich weg lag, gaben ihr die roten Ziffern der Funkuhr auf dem Nachttisch die Information, dass es bereits 22.47 war. Sie blickte aus dem Fenster. Regen trommelte, wie laute Finger gegen ihr Scheibe und der Donner des heftigen Gewitters lies die Wände erzittern. Blitze durchzuckten den raabenschwarzen Himmel und tauchten alles in ein gespenstisches Licht. Samira schauderte und sie beschloss, ihre Freundin Sally anzurufen, um sich etwas abzulenken. Doch aus dem Telfonhörer kam kein Freizeichen: Die Leitung war tot! "Na gut, dann werde ich eben etwas Musik hören", dachte sie. Doch auch ihre Anlage sprang nicht an. Langsam wurde Samira nervös. Sie legte sich auf ihr Bett und hielt ihre Hand darunter; das tat sie immer wenn sie nicht wusste, was sie nun machen sollte. Denn dann, legte Schnuffel mit seiner rauen, aber warmen Zunge über ihre Hand. Das beruhigte sie jedes mal ziemlich. Und so wie sie da lag, schlief sie langsam ein... Samira öffnete die Augen. Das Gewitter hatte inzwischen aufgehört. Eine bedrückende Stille druchzog das Haus. Nein, es war nicht völlig still. Samira hörte ein Tropfen. "Davon bin ich bestimmt auch aufgewacht", dachte sie. Komisch, dabei hatten die Handwerke doch erst letzte Woche sämtliche Wasserhähne repariert... "Wahrscheinlich war ich zu doof, um den Hahn richtig zuzudrehen", sagte sie sich im Stillen. Aber irgendetwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass es kein Wasserhahn war... "Ach mach dich nicht verrückt", wies sie sich selber zurecht. "Du wirst jetzt darunter gehen und der Sache auf den Grund gehen." Um ihr Zittern loszuwerden hielt sie die Hand unter das Bett. Sofort legte Schnuffel ihr die Hand ab, und mit einem Schlag fühlte sie sich besser. Langsam ging sie durch das dunkle Zimmer auf ihre Tür zu und bediente den Lichtschalter daneben. Doch es blieb stock dunkel. "Oh nein jetzt ist auch noch das Licht ausgefallen", stellte sie genervt fest. Mit langsamen und leisen Schritten tapste sie durch das dunkle Haus. Das Tropfen wurde immer lauter und lauter. Tropf, tropf, tropf... Sie hätte nie gedacht, dass das sonst so moderne Haus ihrer Eltern so, fremd kalt und gruselig wirken könnte. ´Ständig hatte sie das Gefühl eine Bewegeung aus dem Augenwinkel erkennen zu können. War da was? Was hat sich da bewegt? "Jetzt mach dich nicht verrückt!", wies sie sich selber flüsternt zurecht. Woher kam Tropfen? Angestrengt lauschte sie. Ja, aus dem Keller! Mit leisen Schritten ging sie über die gewundene Treppe in den Keller. Tropf, tropf, tropf... Das Geräusch wurde immer lauter. Tropf, tropf, tropf... Samira, hielt fast den Atem an. Sie hatte das Gefühl als würde sie etwas Schreckliches erwarten... Langsam öffnete sie die Kellertür. Tropf, tropf, tropf... Als sie die Tür öffnete bereitete sich ihr ein Bild des Entsetzens und mit einem erstickten "Oh mein Gott" haute sich Samira die Hand vor den Mund. Schnuffel hang dort mit den Ohren an der Wäscheleine und aus einer Wunde an seinem Bauch tropfte Blut in eine Blutlache, die sich mittlerweile auf dem Boden ausgebreitet hatte... Auf dem T-Shirt, das neben Schnuffel hang, standt in blutroten Buchstaben: MÖRDER KÖNNEN AUCH LECKEN!!!