Wer
das jetzt liest, wird sich sagen, das heißt Autor. Doch der Buchschreiber,
der übrigens Max Paul Anton hieß, der war so heruntergekommen
und arm, daß man nur noch Buchschreiber sagen kann. Dieser Buchschreiber
mußte irgendwie doch wieder zu Geld verdienen. Er hatte ja bloß
eine kleine Strohhütte, die er sich selbst mit Mühe und Not
gebaut hatte und die nicht sehr stabil war (wie man sich vorstellen
kann), einen alten, fast leeren, Gaskocher, ein paar alte, rostige Töpfe,
einen Teller mit Sprung, einmal verbogenes Besteck, einen wackeligen
Tisch, einen alten Stuhl mit drei Beinen, den er dadurch noch benutzen
konnte daß er die drei Beine halb abgesägt hatte und unter
dem fehlenden Bein Bücher gelegt hatte, und Papier und Feder. Womit
sollte er also ein Geschäft machen? Die Töpfe verkaufen? Das
würde nicht viel bringen, außerdem, die Töpfe nahm ihm
sowieso keiner ab. Jedenfalls eines Abends, er hatte wieder nichts zu
essen, saß er an dem kleinen Tisch, das Papier und Feder und Tinte
vor sich auf dem Tisch. Ihm fiel nichts mehr ein! So etwas ist sehr
schlimm für einen Autor bzw. Buchschreiber.
Seine Augen
füllten sich mit Tränen. Bisher hatte er immer versucht ein
Optimist zu sein und es war ihm auch halbwegs gut gelungen, aber jetzt
war er nur noch verzweifelt. Aber da fiel ihm ein, er könnte doch
schreiben, was er die ganze Zeit denkt. Aber er verwarf diese Idee gleich
wieder, obwohl sie so schlecht ja nicht war. Er überlegte hin und
her, und schließlich schrieb er auf das ganze Blatt nur: "Nichts".
Immer nur das eine Wort. Zum Schluß schrieb er seinen Namen darunter.
Als er sich das Blatt noch einmal ansah, fand er es dann doch blöd,
was er da geschrieben hatte. Er zerknüllte das Papier und warf
es wütend in die Ecke. Einige Tage später starb er. Doch ein
Freund erinnerte sich an Max Paul Anton und wollte ihn besuchen. Aber
er fand nur den Toten. Als der Freund, der auch ein Autor war, sich
so in dem Raum umsah, fand er das zerknüllte Papier auf dem Boden.
Er hob es auf und las es. Als er davon dann aufblickte, sah er den Toten
an und dachte: "Da hat er sicherlich aufgeschrieben was er hatte,
denn wenn ich mich hier umgucke, er hatte ja nichts. Daran ist er ja
wohl auch gestorben; an Hunger und Durst." Und damit hatte er wohl
auch gar nicht so unrecht, ja er war dem eigentlich sehr nahe was Max
Paul Anton gedacht hatte, beim Aufschreiben dieses Wortes. Der Autor
ließ den Toten Begraben und nahm das zerknüllte Papier mit.
Später als der Autor selber schon tot war, ging es los. ... Das
zerknüllte Papier wurde gefunden als man die Schriftstücke
des Autoren las.
Zuerst dachte man, das Papier sei von dem Autoren,
aber der Name Max Paul Anton Stand ja drunter. Und da der Autor ein
berühmter, oder wenigstens ein bißchen berühmt war,
dachten alle, das Schriftstück wäre sehr wertvoll, weil ja
auch die Schrift schon alt war. Das Blatt wurde in einem Museum ausgestellt,
wo es als Zeichen alter Autorenkunst galt, und so wurde der arme Buchschreiber
doch noch berühmt.
© Anna Lena H. PARIS DEUTSCHE SCHULE

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